
Staubfrau
- 2025 / Schauspielhaus Zürich
- Maria Milisavljević
- Bühne und Kostüm
- Regie: Anna Stiepani
- Mühlheimer Dramatikerpreis & Publikumspreis 2025 für Maria Milisavljević






From the press
12. Mai 2025. Dieses Bühnenbild von Thurid Peine ist wirklich ein Wunderwerk der Raumöffnung. Im Herzen ein angedeuteter Haushalt, mittig ein Küchenblock, hinten eine Waschmaschine. Aber der gekachelte Boden und eine der Seitenwände sind so geschickt verspiegelt, dass der Raum schon etwas Schwebendes bekommt. Im Hintergrund stehen in großen Kübeln Nadelbäume, die wie ein düsterer Wald in die Küche wuchern.
Bruchstückhafte Ästhetik
Das Geheimnisvolle des Settings passt optimal zu Maria Milisavljevićs Stück „Staubfrau“, das einerseits sehr konkret in der Erfahrungswelt häuslicher Gewalt verankert ist, zugleich aber einen weiten Resonanzraum auslotet.
Und die Bühne ist nicht das einzig Optimale an diesem Abend. Regisseurin Anna Stiepani und ihre drei Spielerinnen Nancy Mensah-Offei, Lola Dockhorn und Anita Iselin-Soubeyrand geben ein Paradebeispiel dafür, wie eine lebhafte inszenatorische Fantasie einen Text heben kann. „Staubfrau“ lässt sich in seiner narrativen Grundanlage durchaus auch karger vorstellen. Figuren kommen in dem flächigen Text allenfalls schemenhaft vor: als Träger von Stimmen, weniger von Handlungen. Szenen werden vage anzitiert. Die Ästhetik ist bewusst bruchstückhaft und mithin maximal andeutungsvoll: Es geht um die Leidenserfahrung von drei Generationen Frauen in einem patriarchal deformierten Haus, die stellvertretend für unzählige Opfer von Femiziden und Gewalt stehen.
Christian Rakow
Nachtkritik- Mühlheimer Theatertage